A few weeks ago - on December 3, 2023 - German wine journalist Stephan Reinhardt, who covers Germany for the Wine Advocate/ Robert Parker, published in the Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung his favorite German wines and favorite German winemakers of the year – in German.
Stephan Reinhardt's Favorites
Winzer des Jahres - Winemaker of the Year
Philipp Wittmann, Weingut Wittmann, Westhofen, Rheinhessen
Stephan Reinhardt FAS Die Besten in Küche und Keller: Vor mehr als 20 Jahren war Philipp Wittmann eines der prominentesten Gesichter der rheinhessischen Message-in-a-bottle-Bewegung, die eine neue Winzergeneration und einen modernen, kompromisslos trockenen, von der Herkunft statt nur Frucht geprägten Weinstil in den Vordergrund rückte, der das „Große Gewächs“ maßgeblich mit geprägt hat. Nun halten sich Medien nicht lange mit Klassikern auf, sondern jagen lieber einen Jungwinzer nach dem anderen durch die Dörfer und lassen ihnen so kaum eine Chance auf Entfaltung. Zwar ist es um Wittmann nie wirklich ruhig geworden, aber in die Öffentlichkeit drängten andere. Derweil machte er seinen Job einfach weiter. Und erzeugt seit mehr als zwei Dekaden jedes Jahr einige der größten trockenen Rieslinge des Landes. Das Große Gewächs aus dem Morstein ist eine der Rieslingikonen des 21. Jahrhunderts. Und für Wittmann Verpflichtung. Die Serie seiner Rieslinge aus dem heißen, im Hochsommer bedenklich trockenen Jahrgang 2022 ist Wittmann herausragend gelungen. Dass er sich jetzt auch noch auf Chardonnay und Weißburgunder versteht, deren 2021er gut sind wie nie zuvor, macht Philipp Wittmann selbst zu einer Ikone des deutschen Weinbaus.
Weißwein des Jahres - White Wine of the Year
2022 Wachenheimer Gerümpel P. C., Weingut Bürklin-Wolf, Wachenheim, Pfalz
Stephan Reinhardt FAS Die Besten in Küche und Keller: Man müsste hier eigentlich die Grands Crus des Hauses wie Pechstein, Kirchenstück, Ungeheuer oder auch Langenmorgen nennen, um Ehre zu geben, wem Ehre gebührt. Allein, diese stupenden Rieslinge sind nicht nur rar und teuer (80-300 Euro pro Flasche), sondern längst schon ausverkauft. Macht nichts, denn wer statt nur prall gefüllter Taschen auch Geschmack hat, findet schnell heraus, dass der oder eine andere 2022er Premier Cru den Großen Gewächsen auf den Fersen ist. Dazu zählt der 2022er Riesling aus dem Wachenheimer Gerümpel, der die feinwürzig-rauchige Nase des Pechsteins mit dichten, eleganten Fruchtaromen vereint und auch am Gaumen der oft lauten Pfälzer Üppigkeit Eleganz, saftige Frucht und feines Säurespiel entgegensetzt. Es ist ein subtiler, ausgewogener und strukturierter Riesling-Klassiker. Sehr beeindruckend (38 Euro).
Bürklin Wolf
Pictures:
Hauskonzert - Sunday Morning Concert - at Weingut Dr. Bürklin-Wolf
with Annette Schiller and Bettina Bürklin-von Guradze and a 150 years
old Steinway Concert Piano. See: Impromptu Tasting at Weinbar & Vinothek Weingut Dr. Bürklin-Wolf in Deidsheim, with Managing Director Steffen Brahner - Germany-South and Alsace 2018 Tour by ombiasy WineTours: Baden, Alsace, Pfalz and Rheinhessen
Prädikatswein des Jahres - Predicate Wine of the Year
2022 Erdener Herzlei Riesling Spätlese Alte Reben, Dr. Hermann, Erden, Mosel
Stephan Reinhardt FAS Die Besten in Küche und Keller: Süßweine schrecken hierzulande leider eher ab, sofern es sich um anspruchsvolle und nicht nur billige Weine handelt. Daher empfiehlt es sich, den Begriff Süßweinen bei feinen Weinen nicht zu benutzen, denn er schränkt den Wein ein auf das, was ihn am wenigsten auszeichnet: Süße, auch wenn sie nicht zu leugnen ist. Aber isst man saure Ananas? Die Spätlese aus der Erdener Herzlei stammt aus einer abenteuerlich steilen Schieferlage. Hier sind die Reben 130 Jahre alt, und ihre kleinen Trauben tragen goldene Beeren, die kaum größer sind als Erbsen. Sie schmecken bei der Lese so süß wie würzig, da die alten Wurzeln allerlei Nährstoffe einlagern, die für einen ungeheuer reichen und vielschichtigen und eben nicht nur süßen Geschmack sorgen. Diese finessenreiche und pikant-würzige Spätlese ist ein Maulvoll Glück und Hedonismus.
Sekt des Jahres - Sekt of the Year
2010 Chardonnay Brut Nature Grande Réserve „120“, Sekthaus Raumland, Flörsheim-Dalsheim, Rheinhessen
Stephan Reinhardt FAS Die Besten in Küche und Keller: Wie unlängst in unserem „Reiner Wein“-Spezial festgestellt: Es gab in diesem Jahr keinen besseren Schaumwein. Dass dieser prickelnde Chardonnay nicht aus der Champagne, sondern aus Deutschland stammt, ist dabei weniger bemerkenswert als die Tatsache, wie hochfein und komplex dieser fast 11 Jahre auf der Hefe gereifte Schaumwein tatsächlich ist. Mein Weihnachten steht jedenfalls – und wenn ich es an Silvester auch noch tue, dann steht getränketechnisch auch der Jahreswechsel.
Aufsteiger des Jahres - Rising Star of the Year
Domäne Serrig, Saar
Stephan Reinhardt FAS Die Besten in Küche und Keller: Es war ruhig geworden um diese ehemalige preußische Staatsdomäne an der Saar. Vor rund 100 Jahren als Musterweingut errichtet und mit annähernd 40 Hektar Riesling am Stück begütert, hat sie sich kaum je so hervorgetan, dass sie die Reputation erreicht hat, die sie aufgrund ihrer Lage und baulichen Voraussetzungen eigentlich hätte erreichen müssen. Das ändert sich gerade. Moselwinzer Markus Molitor erstand sie 2016 und restauriert sie seitdem aufwendig und unter strengsten Auflagen. Von der ehemaligen Rebfläche sind 25 Hektar bestockt, der Großteil neu. Die ersten Weine – ein Kabinett und eine Große Lage des Jahrgangs 2020 –, beide aus dem Monopol Vogelsang, sind gerade auf den Markt gekommen. Sie werden komplett und weltweit über den Place de Bordeaux vermarktet. Die beiden Rieslinge sind teuer, aber grandios. Und sollen die Reputation des deutschen Rieslings in der Welt steigern.
Rotwein des Jahres - Red Wine of the Year
2021 Spätburgunder Schlossberg GG, Weingut Bernhard Huber, Malterdingen, Baden
Stephan Reinhardt FAS Die Besten in Küche und Keller: Wenn jedes Jahr im August die Großen Gewächse vor internationalem Fachpublikum zur „Vorpremiere“ in Wiesbaden antreten, werden die Breisgauer Spätburgunder vom Weingut Bernhard Huber obligatorisch zu den besten des Jahrgangs gezählt. Das war schon unter Bernhard Huber so, der 2014 zu früh verstarb. Und so blieb es auch unter Sohn Julian, der das Erbe früher antreten musste, als es ihm lieb gewesen war. Nun hat auch er bereits zehn Jahrgänge vinifiziert. Sie beschreiben seinen Pfad zum eigenen Stil Pinot Noir, der feinsten, aber auch kapriziösesten Rotweinsorte des Planeten Wein. Das Große Gewächs aus dem sehr steilen, extrem dicht bestockten Hecklinger Schlossberg des alles andere als einfachen Jahrgangs 2021 ist Julian Hubers Meisterstück: rein und intensiv in der jodhaltigen Nase von dunklen Früchten, getrockneten Kräutern und Steinen. Am Gaumen intensiv, fest und sehr komplex, aber auch fein und anhaltend salzig, mit delikaten Tanninen und einem spektakulär langen Abgang.
Der Wein, den Sie entdecken sollten - The wine, which you should discover
2022 Grauburgunder N, Weingut Michael Andres, Ruppertsberg, Pfalz
Stephan Reinhardt FAS Die Besten in Küche und Keller: Wir Deutschen trinken ja so schrecklich gern Grauburgunder. Leider gibt es nur sehr wenige mit Klasse. Michael Andres, ein Winzer, der so tiefgründig und ruhig ist wie seine nach biodynamischen Leitlinien erzeugten Weine, ist eigentlich Produzent hervorragender trockener Rieslinge aus Ruppertsberger und Deidesheimer Spitzenlagen. Seine Kunden aber fragen verstärkt nach Burgundern. Andres’ Chardonnay, Auxerrois und Grauburgunder sind aber auch sensationell gut! Die Weine mit dem N – wie natural, no filtration, no limits, next level – sind die feinsten. Der Grauburgunder zeigt Noten von Gesteinsmehl und Zitronenschale, ist vollmundig, reich und saftig, dabei elegant und raffiniert, mit feiner Säure- und Tanninstruktur und nur 12,5% Alkohol. Kostbar!
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